Seit zwei Monaten marschieren rechte verschwörungsgläubige Wutbürger*innen unter der Selbstbezeichnung „Freie Oldenburger“ jeden Montag um die Oldenburger Innenstadt und üben sich im konformistischen „Aufstand“. Dabei kommt es regelmäßig zu Gewalt gegen Journalist*innen und Gegendemonstrant*innen. Längst haben sie sich zu einer autoritären Masse formiert, die Rechtsextreme und Rechtsoffene jeglicher Couleur unter dem Vorwand der Impfgegner*innenschaft zusammenführt.
Wir rufen deshalb dazu auf, am 07.02.2022 ab 17:30 Uhr dem rechten Mob organisiert und entschlossen auf dem Schlossplatz und entlang der Demoroute entgegenzutreten.
Mit wem wir es dort zu tun haben und was es dabei unbedingt zu beachten gibt, erfahrt ihr in diesem Post.
Rechte mit unpolitischem Anstrich – Wer läuft da?
Die „Freien Oldenburger“ sind rechts – daran kann es keinen Zweifel mehr geben.
Ihr Konzept stammt von der rechtsextremen Gruppe „Freie Sachsen“, ihre (vermeintlich) anonymen Protagonist*innen gehören mehrheitlich zum rechtsextremen Spektrum und ihre „Inhalte“ sind sozialdarwinistisch, verschwörungsideologisch, antisemitisch, affektgeladen und autoritär.
Wer an den Aufmärschen teilnimmt, läuft bewusst Schulter an Schulter z.B. mit Holocaustleugnerin Imke Barnstedt, IB-Anwalt Gerhard Vierfuß, gewaltorientierten Faschos und offenen Neonazis.
Ob bürgerlich, hippiesk oder liberal – die Verschwörungsgläubigen bestätigen sich im Kollektiv gegenseitig in ihren antisemitischen Narrativen und autoritären Fantasien gegen Antifaschist*innen, Journalist*innen und einer dämonisierten Elite.
Ihr Begriff von „Freiheit“ ist inhaltsleer, ihre „Kritik“ besteht aus Leugnung und ihre „Lösungsansätze“ sind irrational.
Ihre Bewegung entspricht der bekannten Mobilisierung der Wutbürger*innen, wie wir sie von Pegida, der AfD, oder auch den „Gelbwesten“ in Deutschland längst kennen.
Die Furcht vor dem Abstrakten und Komplexen, die Angst, zu den Verlierer*innen der Krise zu gehören und das anerzogene Widerstreben, sich rücksichtsvoll zu Verhalten, erregt das Gemüt der autoritären Charaktere. Sie weigern sich, den Ernst der Lage zu bestätigen und sich impfen zu lassen, Maske zu tragen und die Kontakte einzuschränken – und sulen sich anschließend in der Wut darüber, deshalb ausgeschlossen zu werden.
Das autoritäre bis faschistoide Potential, was sich dadurch entfaltet ist gefährlich. Zahlreiche Übergriffe hat es schon gegeben und weitere können folgen. Dass sie sich selbst nicht als rechts betrachten, bestärkt sie in dem irrationalen Glauben, dabei auch noch auf der „richtigen Seite“ zu stehen.
Wir haben die Schnauze voll! – Doch was gibt es zu beachten?
Es ist an der Zeit, den „Freien Oldenburgern“ das rechte Handwerk zu legen. Wenn wir entschlossen, laut und kompromisslos zusammenstehen, können wir ihren Demonstrationen Einhalt gebieten. Wir rufen also erneut dazu auf, in Kleingruppen den reibungslosen Ablauf ihrer Demo zu stören, ihnen unseren Unmut über ihr autoritäres und antisemitisches Gebaren spüren zu lassen und entlang der Route antifaschistischen Gegenprotest zu formieren. Gemeinsam wollen wir ihnen die Straße streitig machen, doch dazu gibt es ein paar Dinge zu beachten:
1. Polizei
Nicht nur rollt die Polizei den Wutbürger*innen jeden Montag den roten Teppich aus und ermöglicht ihnen ihre Demo – sie kriminalisieren den autonomen antifaschistischen Gegenprotest und versuchen, ihn zu sabotieren. Es besteht schnell die Gefahr, gekesselt zu werden oder Polizeigewalt zu erfahren. Passt also immer auf, wo die Bullen sich bewegen und ob Polizeiketten hinter euch gebildet werden. Notiert euch die Nummer vom EA und informiert ihn, wenn ihr seht, dass Genoss*innen festgenommen werden.
Solltet ihr angezeigt werden, geht bei nächster Gelegenheit zur Oldenburger Rechtshilfe oder Roten Hilfe.
Es bietet sich bei Zwischenfällen immer an, im Anschluss ein Gedächtnisprotokoll aufzuschreiben und sicher zu verwahren.
Lasst Genoss*innen in Bedrängnis nie komplett allein. Wenn ihr Maßnahmen beobachtet, stellt euch mit wenigen (!) Beobachter*innen in die Nähe und supportet die Menschen.
An mehreren Stellen entlang der Route gibt es „Nadelöhre“ an denen die Polizei leicht dichtmachen kann, oder eine direkte Konfrontation mit der verschwörungsideologischen Demonstration unvermeidlich werden kann. Macht euch also am besten schon vorher Gedanken darüber, wo ihr langlauft und welche Risiken ihr eingehen möchtet. Die Schlosshöfe oder die Sparkasse eignen sich aus mehreren Gründen nicht als Laufweg aufgrund von Kameras, Verschwörungsgläubigen und einfach dicht zu machenden Ein- und Ausgängen.
2. Anti-Antifa
Die Verschwöungsgläubigen filmen unseren Gegenprotest, machen Fotos, mischen sich unter die Gegendemonstrant*innen und schrecken auch vor Gewalt nicht zurück. Sie werden von uns so sehr gestört, dass sie mit einer selbsternannten „Anti-Antifa“ Gruppe versuchen, an Namen, Gesichter und Adressen zu kommen.
Darauf können wir recht simpel gemeinsam reagieren. Achtet immer auf euer Umfeld, sprecht euch nicht mit Klarnamen an, redet nicht mit verdächtigen Personen und beantwortet erst recht keine Fragen zu Strukturen. Anna und Arthur halten’s Maul!
Bei den vergangenen Aktionen liefen vermehrt gewaltbereite Fascho-Kleingruppen durch die Innenstadt. Guckt also, wo ihr langlauft und macht Notfalls einen Umweg. Geht nie allein, sondern nur in euren Bezugsgruppen. Unterstützt Genoss*innen, wenn ihr seht, dass sie in Bedrängnis geraten.
Geht außerdem idealerweise nicht direkt nach Hause, sondern dreht eine Runde extra und achtet auf mögliche Verfolger*innen. Auch Wechselkleidung hat sich bisher bewährt.
3. Nachbereitung
Besprecht in euren Kleingruppen, wie es gelaufen ist, ob ihr eure Ziele ereicht habt und was euch Besonderes aufgefallen ist. Auch Gewalterfahrungen sollten unbedingt aufgearbeitet werden. Lasst niemanden allein die*der Gewalt erfahren musste.
Schwurbler*innen die Straße streitig machen
Nun gilt es, unsere Kräfte zu bündeln, unsere Genoss*innen zu mobilisieren, unsere Strategien zu planen und auf die Straße zu gehen! Am 07.02.2022, ab 17:30 Uhr, wollen wir den rechten verschwörungsgläubigen Wutbürger*innen das Leben schwer machen und ihnen klar zeigen, dass sie in Oldenburg nichts zu suchen haben.
Gemeinsam gegen Verschwörungsideologien und rechte Krisenlösungen – Schluss mit Schwurblig!