Wir haben einen Jahresrückblick aus antifaschistischer Perspektive für Oldenburg im Jahr 2021 verfasst. Ihr könnt ihn in gedruckter Form im Infoladen Roter Strumpf (kommt bitte alleine oder max. einer Begleitperson) im Alhambra erhalten, oder hier herunterladen.
Das Jahr 2021 war in Oldenburg geprägt von einem massiven Anstieg an Aktivitäten von autoritären, antisemitischen, rassistischen und sexistischen Akteur*innen. Neben einigen medienwirksamen Vorkommnissen, wie dem Farbangriff auf das Denkmal an die deportierten Jüdinnen*Juden in Oldenburg am 27. Juli, blieb der zivilgesellschaftliche Aufschrei gegenüber dem deutlichen Großteil an rechten Umtrieben aus.
Auch die Oldenburger Kommunalpolitik hielt sich wie gewohnt mit Stellungnahmen oder konkretem Engagement gegen diese autoritären Tendenzen zurück. Wie so oft breitet sich über rechte, sexualisierte und antisemitische Gewalt ein Mantel des Schweigens aus. Was nicht zum Image der linksliberalen Unistadt Oldenburg passt, wird schlicht ausgeblendet.
Doch wo sich Faschist*innen, Verschwörungsgläubige und andere Antisemit*innen, Sexist*innen und Rassist*innen im kleinen Kreis oder öffentlich auf der Straße, auf Telegram oder mit Stickern und Flyern vernetzen, organisieren und etablieren können, sind früher oder später Menschen gefährdet. Das Prinzip autoritärer Mobilisierung bis hin zu direkter Gewalt hat sich 2021 wiederholt bewiesen. Um diesen Entwicklungen Einhalt zu gebieten, braucht es umgehenden und kompromisslosen Widerstand. Stattdessen zeigt uns unsere Auswertung des Jahres 2021, dass der rechte, reaktionäre oder sonstwie autoritäre Formarsch hier längst tägliche Realität geworden ist.
Die vielbeschworene „Brandmauer gegen Rechts“ wird auch in Oldenburg einzig von aktiven Antifaschist*innen noch wirklich aufrecht erhalten. Doch dafür müssen wir und unsere Genoss*innen nach wie vor mit massiver Repression rechnen. Neben der alltäglichen Polizeigewalt, die dieses Jahr erneut ein untragbares Ausmaß annahm, sehen sich Antifaschist*innen in dieser Stadt und diesem Land regelmäßig mit hanebüchenen Anzeigen, Polizeimaßnahmen und einem beeindruckenden Aufgebot an Staatsschutz, Zivilpolizist*innen und militarisierter BFE (Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit) konfrontiert. Die Märchenerzählung vom „staatstragenden Antifaschismus“ kann uns auch in Oldenburg getrost gestohlen bleiben.
Im Jahresbericht fassen wir die erwähnten Ereignisse und Tendenzen in konzentrierter Form, also ohne Anspruch auf Vollständigkeit, zusammen. Zum einen, um exemplarisch aufzuzeigen, wie tief Antisemitismus, Rassismus, Sexismus und ihre Apologet*innen in Oldenburg und Umzu verwurzelt sind und zum anderen, um Entwicklungen sichtbar zu machen, die insbesondere marginalisierte Menschen wie People of Colour, Jüdinnen*Juden, FLINTA+ Personen, proletarisierte Menschen und nicht zuletzt Antifaschist*innen Sorgen bereiten müssen.
Entstanden ist daraus ein umfangreicher Bericht, den wir der Übersicht halber immer wieder zusammenkürzen mussten. Die größten Brandherde haben wir deshalb in grobe Themenkluster subsummiert. Dabei gehen wir allgemein auf rechte Umtriebe im letzten Jahr ein und legen im weiteren den Fokus auf antisemitische und sexistische Vorkommnisse.
Zuletzt kann in einer Chronik nachvollzogen werden, was es an öffentlichen Aktionen aus dem Spektrum autoritärer Akteur*innen gab.